Die Hansen-Melancholie
Ein Erzählzyklus
Herr Hansen steckt in uns, und zuweilen spüren wir die Sehnsucht, mit ihm auszubrechen...
Mit dem sehnsüchtigen Blick durch das Schaufenster eines Blumengeschäfts beginnt die erste Episode aus dem Leben des liebenswerten Beamten. Hansens Leben ist vollkommen normal, doch dessen Alltäglichkeit bekommt immer kafkaeskere Züge. Als Ehemann, Sohn, Vater und Referent im Wirtschaftsministerium, später als Witwer und Pensionär tastet er sich auf leisen Sohlen durchs Leben, riskiert nie zu viel, und doch lauert überall die plötzliche Eskalation. Mit zunehmendem Alter fühlt er sich immer fremder. Melancholisch, aber nicht trübsinnig beobachtet er seine Welt, Flüchtlingsströme im Fernsehen, er kämpft mit den Tücken des Internet und imaginiert den vernetzten Menschen. Erst gegen Ende verlässt ihn wirklich der Mut. Er steht vor dem Abgrund seines durchschnittlichen, vorsichtigen Lebens - doch ein Freund lässt ihn die Schwermut vergessen. Herr Hansen startet in ein neues Leben. Hansens Melancholie erheitert häufiger als dass sie ansteckt. Ein Erzählzyklus, so scharfsichtig und geistvoll geschrieben, so nah an uns allen, erschreckend nah. Herr Hansen steckt in uns, und zuweilen spüren wir die Sehnsucht, mit ihm auszubrechen.
Dirk Schmoll
Dirk Schmoll, geboren 1959, wuchs in der nach dem Heiligen Augustinus benannten Stadt im Rhein-Sieg-Kreis auf, lebt nun aber schon fast die Hälfte seines Lebens mit seiner Frau und vier Kindern in Berlin. Seit 2021 pendelt er wöchentlich ins romantische Görlitz, wo er die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie leitet.
2019 hat er den Erzählzyklus „Die Hansen-Melancholie“ veröffentlicht. Neben Prosa schreibt er in der letzten Zeit vor allem Gedichte. Preisträger auf dem Kulturfestival art.experience 2014 und 2018 in Baden/Niederösterreich. Koautor einer Essaysammlung zum Thema Selbstermutigung durch Kunst. Veröffentlichung von Erzählungen und Gedichten in Anthologien, eines Hörspiels und eines Kinderbuchs.